Der Himmel geht über allen auf

Wo Gott ist, dort ist der Himmel

Vor vielen Monaten schon hat das Fronleichnamsfest dieses Jahres von sich reden gemacht: Der Traghimmel sollte restauriert werden, der kostbare Baldachin also, unter dem das Allerheiligste in der Monstranz vor allem am Fronleichnamstag getragen wird. (…)

Baldachin – das Wort kommt aus dem Orient und bezeichnete ursprünglich einen kostbaren Stoff aus Bagdad, später die daraus gefertigte Prunkdecke oder Bedachung über Altar, Thron oder auch Kanzel. Als Traghimmel wurde er über mächtige Herrscher oder vornehme Fürsten gehalten, wenn sie in der Öffentlichkeit auftraten. Als Traghimmel spannt er sich so auch bei unseren Prozessionen mit Recht über dem Allerheiligsten. Er bietet nicht nur Schutz vor Sonne, vor Regen und vor Wind. Er weist vor allem hin auf den Herrn aller Herren, auf den König der Könige, auf Jesus Christus. Er ist für ihn Ehrenbezeigung, dem alle nur erdenkbare Ehre und aller Glanz gebühren. Wie sich der Himmel über die Erde hinspannt, so wölbt sich der Traghimmel über Christus, dem Herrn des Himmels und der Erde. Mit Himmel bezeichnen wir darüber hinaus oft auch den Ort, wo Gott wohnt.

Aber schon König Salomo wusste und bekannte: „Selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht.“ Man wird also besser sagen: Wo Gott ist, dort ist der Himmel.

Unser Traghimmel weist mit seinem Goldglanz darauf hin: Hier ist Gott selber gegenwärtig. In der Gestalt des Brotes, umgeben vom Strahlenkranz der Monstranz, ist er da. In Jesus ist Gott unter uns, er geht mit uns unseren Weg – nicht nur heute, er will uns Wegbegleiter, ja, Speise und damit Stärkung sein auf unserem irdischen Weg hin zu Gott, dem Ziel unseres Lebens, hin zum Himmel. Himmel, das ist die Gemeinschaft mit Gott, und schon in dieser Erdenzeit dürfen wir diese Gemeinschaft zeichenhaft und doch wirklich erfahren. Mit Jesus ist der Himmel bei uns, ja, in uns, wenn wir Jesus in der Heiligen Kommunion empfangen. Mit Recht singen wir in einem Lied: „Schau, dein Himmel ist in mir, er begehrt dich, seine Zier.“

Fronleichnam sagt uns: Unter dem Traghimmel tragen wir Gott durch unsere Straßen, den Gott, den der Himmel und die Himmel der Himmel nicht fassen können, wohl aber unser Herz. Darin möchte Gott wohnen, und so wird der Himmel in uns sein. Amen.

(Otto Nachtmann, 2000)

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