Liebe Kolpingsfamilie!
Das ist doch eine Zumutung!
Haben wir nicht alle schon einmal empört
so reagiert?
Da kamen Mitmenschen mit Anforderungen und Erwartungen,
die wir nicht erfüllen
konnten oder auch wollten.
Da gab es Entscheidungen, die über unsere Köpfe hinweg gefällt
wurden
und mit denen es fertig zu werden galt.
Da traten Ereignisse in unser Leben, die
uns nicht nur lästig erschienen,
sondern schlicht unerträglich, eben
unzumutbar.
So lange wir leben, werden wir es wohl mit Zumutungen zu tun bekommen,
auch dieses
Neue Jahr wird daran nichts ändern.
Manchmal gebrauchen wir Worte schnell
und ohne viel darüber nachzudenken.
Gehört das Wort Zumutung nicht auch dazu? Aber vielleicht steckt in
dem Wort doch mehr, als wir auf den ersten Blick hin erkennen, vielleicht erschließt
es uns bei näherem Besehen eine Kraft, die uns wenigstens manchmal mit
Zumutungen leichter zurecht kommen lässt?
Zu-Mutung die etwas veränderte
Schreibweise macht uns aufmerksam:
Da geht es doch um Mut, also um eine gute Eigenschaft.
Wenn uns jemand etwas
zu-mutet, dann kann das auch bedeuten:
Ich traue dir zu, dass du das schaffst.
Ich halte dich für so stark und
für so mutig, das zu bewältigen.
Von Gott sagt die Hl. Schrift, dass
er uns nicht über unsere Kräfte
versucht,
d. h. dass er uns nichts zu-mutet, was wir nicht schaffen können,
schaffen
mit seiner Hilfe.
Wenn Gott uns etwas zu-mutet, dann ist das also ein Vertrauensvorschuss
an uns verbunden mit der Zusage seiner Hilfe. Er hat etwas mit uns vor und
beträgt
uns mit einer Aufgabe.
Aufgabe auch so ein Wort. Man kann auf-geben, mutlos werden, einen Auftrag
nicht annehmen und nicht erfüllen.
Man kann eine Aufgabe aber auch also
Auftrag sehen, wo wir gerufen und herausgefordert werden, wo wir zeigen dürfen
und sollen, was in uns steckt, mehr noch: wo sich zeigen kann, was Gott mit
uns vollbringt, wenn wir uns von ihm in Dienst nehmen lassen.
Ich wünsche uns allen, bei Zumutungen nicht immer gleich empört
oder resigniert zu reagieren, sondern Mut zu zeigen und sich herausfordern
zu lassen, nicht vorschnell abzulehnen und aufzugeben, sondern etwas als Aufgabe,
als Vertrauensbeweis zu sehen, letztlich als Zusage, dass Gott hinter uns steht!
Herzliche Kolpinggrüße
Otto Nachtmann, Präses