Pastoralbesuch von Bischof Rudolf Voderholzer in Rötz

Mit dem Martinszug hat in der Pfarrei Rötz im vergangenen Jahr das Jubiläumsjahr des Kirchenpatrons begonnen. Martin war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm so leid, dass er mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen. Jetzt, ein Jahr später, beendete Bischof Rudolf Voderholzer mit einem feierlichen Pontifikalgottesdienst das Martinsjahr. „Diese Legende, die jedes Kind kennt, zeigt Martin als barmherzigen Menschen, der eingreift, wo eine helfende Hand gebraucht wird“, stellte Bischof Rudolf Voderholzer in seiner Predigt heraus.
Vor Beginn des Pontifikalgottesdienstes versammelten sich die kirchlichen Gremien und Vereine der Pfarreiengemeinschaft Rötz-Heinrichskirchen und Bernried mit Stadtpfarrer Alexander Dyadychenko und Diakon Alfred Dobler sowie Bürgermeister Ludwig Reger mit seinen Stellvertretern beim Pfarrhof, um den hohen geistlichen Gast willkommen zu heißen. Angeführt von der Blaskapelle Heinrichskirchen und den Ministranten, zogen die Gäste zur Pfarrkirche, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern.
Vor der Stadtpfarrkirche erwarteten den Bischof die Kinder der Kindertagesstätte St. Martin und hießen ihn mit einem Lied willkommen. Der Bischof ließ es sich nicht nehmen und erteilte jedem Kind den Segen. Mit dem Martinslied „Sankt Martin“, das die Kinder beim Martinsfest singen, begann der Gottesdienst, den der Rötzer Kirchenchor mit seiner Bläsergruppe mitgestaltete.
In seiner Predigt zeigte sich der Bischof beeindruckt von der Größe des Gotteshauses. Gleich beim Betreten sei ihm das Bild des Heiligen Martin, des Kirchenpatrons, unter dem Kreuz aufgefallen, der seinen Mantel teile. Der Heilige sei ein Symbol für die christliche Barmherzigkeit und das Teilen. St. Martin zeige auf, dass helfende Hände überall gebraucht würden, sagte Voderholzer.
Als Martin in einem außergewöhnlich harten Winter einem Bettler begegnete, wusste er sofort, dass er helfen müsse und zeigte Barmherzigkeit. Menschlichkeit und Nächstenliebe begleiteten ihn sein ganzes Leben. Die Geschichte, sagte Voderholzer, gehe aber noch weiter. Sie präge das kirchliche und christliche Leben zutiefst. Martin, bereits getauft, will ein christliches Leben in Zurückgezogenheit, im Gebet und der Heiligen Schrift führen.
Als der damalige Bischof von Tour starb, galt Martin als der beste Kandidat. Martin wird, so berichtet es die Legende, durch schnatternde Gänse verraten, als er sich versteckte. Er wird herausgeholt aus seiner Zurückgezogenheit und hineingenommen in die Kirche.
Er wurde als neuer Bischof von Tour zum Urbild priesterlichen Wirkens. Martins Leben gilt als Musterbiografie der christlich geprägten Welt. Er geht hinaus, an die „Ränder“ des Lebens und will sich einmischen. Als oberste Aufgabe betrachtet er es, das Christentum neu einzupflanzen, damit es wachse und gedeihe. „Somit ist Martin das Urbild der Seelsorge“, sagte der Bischof.
Den Patroziniumstag wollte Bischof Voderholzer aber auch zum Anlass nehmen, all denen zu danken, die nach dem Vorbild des Heiligen Martin leben. Er freue sich, mit Alexander Dyadychenko der Pfarrei St. Martin einen jungen Geistlichen zur Seite stellen zu können, der nach dem Vorbild des Heiligen Martins lebe. Die Pfarrgemeinde bat er, stets ein offenes Ohr für die Belange des Pfarrers zu haben, den Samen, den dieser ausstreue aufzunehmen und wachsen zu lassen.
In der Pfarreiengemeinschaft lobte er die gute Arbeit und sagte dafür ein herzliches Vergelt’s Gott. Christ sein heiße: Sich nicht zurückziehen, sondern sich auch dahin gesendet zu sehen, wo Christus noch nicht bekannt sei. Sein Dank galt allen Pfarrangehörigen und denen, die in der Kirche ehrenamtlich tätig sind, aber auch den Eltern und Großeltern, die den Grundstein für den Glauben legen. „Dort, wo die Hauskirche lebt, lebt auch die Pfarrgemeinde“, sagte der Bischof.
Nach dem Festgottesdienst hießen Annegret Kaiser und Irene Höcherl vom Pfarrgemeinderat Rötz und Heinrichskirchen die Gäste willkommen. „Durch Ihren Besuch zeigen Sie, dass Sie in dieser katholisch geprägten Region die Arbeit der Ehrenamtlichen zu schätzen wissen“, sagte Kaiser.
„In ihrer Predigt“, so die Pfarrgemeinderatssprecherin Höcherl aus Heinrichskirchen, „haben Sie so vielen für ihr ehrenamtliches Mitwirken gedankt“. Doch nun sei es an der Zeit, auch dem Bischof zu danken für seine Unterstützung und aufmunternden Worte, „die im Herzen guttun“. Als kleine Erinnerung überreichten sie eine geprägte Silbermünze mit dem Bild der Stadtpfarrkirche und ein Jubiläumsbier der ortsansässigen Brauerei.

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