Autorenlesung zum 200. Geburtstag Adolph Kolping mit Christian Feldmann

„Wie alle großen Projekte in der Geschichte ist das Kolpingwerk nicht von einem besonders klugen Kopf am Schreibtisch ersonnen worden, sondern aus dem Leben heraus gewachsen“. So Christian Feldmann, Autor vieler Bücher und auch einer Biografie über den großen Priester und Gründer des weltweiten Gesellenverbundes. Er sprach bei einer Veranstaltung im Pankratiusstüberl des Hauses der Pfarrgemeinde, zu dem die Kolpingsfamilie Roding zusammen mit dem Bezirksverband und dem Katholischen Erwachsenenbildungswerk eingeladen hatte. Der Vorsitzende der Kolpingsfamilie Roding, Michael Fleck, konnte zu diesem interessanten Abend auch Mitglieder benachbarter Vereine und Bezirkspräses Diakon Werner Müller aus Walderbach begrüßen. Als Anlass nannte er die Tatsache, dass Adolph Kolping in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre. „War Kolping ein spiritueller Querkopf?“ so die Frage von Michael Fleck an den Referenten. „Adolph Kolping war eigentlich ein konservativer Mensch, in seiner Zeit ruhend“, so Christian Feldmann einleitend. Er habe sich aber auch nicht „in der Sakristei einsperren lassen“, sondern sei hinausgegangen zu den Leuten. Vor allem sei er bestrebt gewesen, die Not seiner Zeit zu lindern. In einer Zeit der beginnenden Industrialisierung habe er sich für die Arbeiter eingesetzt und bemüht, den Gesellen beizustehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich fortzubilden und aus der engen Welt der Schuster- und Handwerksstuben herauszukommen. Christian Feldmann schilderte den Werdegang von Adolph Kolping, der „keineswegs immer zielsicher und unangefochten auf dem geraden Weg“ gegangen sei, auch in seinem Leben habe es harte Brüche und Lernprozesse gegeben. Als Student und auch noch als junger Priester habe er von ganz anderen Dingen geträumt als von einer Sammlung katholischer Handwerksgesellen. Trotzdem habe er das Kolpingwerk gegründet und zu weltweiter Bedeutung geführt. Der Referent brachte Adolph Kolping und sein Wirken auch in die Nähe von Jesus Christus. Auch dieser habe keine Berührungsängste gekannt, sei immer ganz nah bei den Menschen gewesen. „Adolph Kolping schenkte Vertrauen, gab Mut und packte zu“, so der Referent. Heute zähle die große Familie, die Adolph Kolping gründete, mehr als 500 000 Mitglieder in 63 Ländern der Erde. Sein Auftrag sei und bleibe es, sich in der Kirche zu engagieren, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit das Evangelium zu einem Signal der Hoffnung zu machen. Michael Fleck dankte Feldmann herzlich für seine Ausführungen. (Bayerwald-Echo 06.04.2013)
Am 8. Dezember 2013 jährt sich der Geburtstag des Gesellenvaters Adolph Kolping zum 200. Mal. Die Kolpingsfamilie Roding gedachte ihrem Gründervater am Donnerstagabend in besonderer Weise und lud zusammen mit dem Kolpingwerk Bezirksverband Cham und der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Cham zu einer Autorenlesung ins Pankratius-Stüberl ein. Als Referent zum Thema „Adolph Kolping – Ein Leben der Solidarität“ konnte Christian Feldmann, ein profunder Kolping-Kenner, gewonnen werden. Feldmann studierte Theologie und Soziologie in Regensburg, anschließend arbeitete er als Journalist und Korrespondent. Seit 1985 ist Feldmann freier Schriftsteller und verfasste bisher zahlreiche Biografien klassischer Heiliger und spiritueller Querköpfe aus dem Christentum und dem Judentum. Bereits im Jahr 1992 schrieb Christian Feldmann eine Biografie über Adolph Kolping, die er im Jahr 2010 nochmal überarbeitete. Hierin zeichnet er Adolph Kolpings Weg und Werk nach. Der Vorsitzende der Rodinger Kolpingsfamilie, Michael Fleck, hieß eingangs die überschaubare Zahl der Kolpingbrüder und –schwestern willkommen. Sein besonderer Gruß galt dabei dem Bezirkspräses, Diakon Werner Müller aus Walderbach. Christian Feldmann las aus seinem zuletzt erschienenen Buch vor, das Adolph Kolping keineswegs als Held einer langweiligen Heiligenlegende beschreibt, mit einem von Gott geradlinig vorgezeichneten Weg, der ihn sicher zum himmlischen Ziel führt. Vielmehr war sein Leben eher kompliziert, widersprüchlich und manchmal banal, auf jeden Fall aber spannender, als eine Legende es je sein kann, so der Autor. Als Sohn eines Analphabeten entwickelte Kolping schon in jungen Jahren eine wahre Lesewut und träumte von einem Leben in geistigen Sphären. Doch aus Geldnot konnten ihn seine Eltern nicht auf eine höhere Schule schicken. Deshalb erlernte er zunächst das Schusterhandwerk. Als Geselle zog er durchs Land und war enttäuscht von der „Liederlichkeit und Versunkenheit von Deutschlands Handwerksgesellen“, die er unterwegs kennenlernte. Im Jahr 1837 nahm er bei einem Pfarrer Unterricht in Latein und absolvierte schließlich als Mittzwanziger ein Gymnasium in Köln. Schließlich wurde ihm noch von der Tochter eines Gutsbesitzers aus Dankbarkeit für geleisteten Beistand das Theologiestudium finanziert. 1845 wurde Kolping zum Priester geweiht. Zu seiner ersten Kaplan-Stelle wurde er nach Elberfeld berufen, einer Stadt, in der technische Höchstleistungen in den Fabriken und das nackte Elend in den Arbeitersiedlungen brutal aufeinandertrafen. Hier fand Kolping seine Heimat. Der Lehrer vor Ort und einige Burschen gründeten damals einen Gesellenverein mit dem Namen „Katholischer Jünglingsverein“. Kaplan Kolping wurde gebeten, eine Fahne zu beschaffen, damit der Verein bei der Laurentiusprozession nicht zu übersehen sei. Begeistert von diesem Wunsch machte Kolping mit seinem organisatorischen Talent aus diesem Verein eine weltweite Bewegung. Und er hat die weltanschaulichen Grundlagen und Zielvorstellungen formuliert, die den Verband bis heute prägen.Genau wie Jesus kannte Adolph Kolping keine Berührungsängste, war ganz nah bei den Menschen, immer präsent und ganz solidarisch. Kolping schenkte den Menschen Vertrauen, gab Hoffnung und machte Mut. Er bettelte Geld zusammen für eine Vereinsstätte, organisierte für die Vereinsmitglieder eine Krankenkasse und Krankenpflegedienste und verhalf mit der „Vereins- Sparkasse“ den Mitgliedern zu einem soliden Wohlstand. Das Erfolgsgeheimnis dieses scharfsinnigen und in seinen Ansichten oft quer zum Trend liegenden Priesters lag wohl damals schon in der überzeugenden Verbindung von Evangelisation und Weltdienst. 1865 starb Adolph Kolping. Sein Verein mit anfangs sieben Gesellen zählt mittlerweile mehr als 500000 Kolpingbrüder und –schwestern in 63 Ländern. Heute würde Kolping die Menschen aufmuntern und sagen: „Macht das Evangelium in Eurer gesellschaftlichen Wirklichkeit zum Signal der Hoffnung. Macht die sozialen Wunden bewusst, verhelft den Kleinen und Unbeachteten zu ihrem Recht!“, ist sich der Autor Christian Feldmann sicher. Tatsächlich schrieb Adolph Kolping aber in einem Brief an den Reichstagsabgeordneten Reichensperger: „Habt doch keine Angst. Solange uns Gott Kräfte verleiht, schaffen wir rüstig und wohlgemut weiter, denn die Zukunft gehört Gott und den Mutigen!“ (Chamer Zeitung 06.04.2013)

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