Vortrag über die Zukunft der Sozialsysteme von Ludwig Rechenmacher

Einen interessanten Vortragsabend bot die Kolpingsfamilie zusammen mit dem Sachausschuss Erwachsenenbildung des Pfarrgemeinderates zum Thema: „Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung, Arbeitslosengeld – was kann unser Staat in Zukunft noch leisten?". Ein „haariges Thema“, wie der Referent selber meinte, der die Zuhörer über Aussicht der deutschen Sozialsysteme informierte.

Als Vortragenden für das Thema, das jeden einzelnen Bürger betrifft, konnten die Veranstalter Ludwig Rechenmacher gewinnen. Der Diplom-Volkswirt ist Abteilungsleiter bei der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz und engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand des Kolpingwerk Diözesanverband Regensburg. Wolfgang Kiefmann von der Kolpingsfamilie begrüßte den Referenten und die interessierten Teilnehmer im Fürstenkasten. Rechenmacher ging auf das deutsche Wirtschaftssystem ein und erläuterte die Soziale Marktwirtschaft, die auf der Grundlage der Christlichen Sozialethik bzw. der Katholischen Soziallehre fundiere. Diese sei seiner Meinung nach untrennbar mit der demokratischen Grundordnung verbunden. Der Staat schaffe die Rahmenbedingungen, berücksichtige aber die Freiheit des individuellen Bürgers, der für sich selbst verantwortlich sei. Dabei gelten die Grundsätze der Subsidiarität, der Solidarität und des Gemeinwohls. Da, wo der Staat nicht eingreifen müsse, weil die Gesellschaft oder eine andere politische Ebene die Leistung selber erbringen könne, wende man Subsidiarität an. Solidarität bezeichne ein Prinzip, das gegen die Vereinzelung und Vermassung gerichtet sei und die Zusammengehörigkeit und die gegenseitige Mitverantwortung betone. Unter dem Gemeinwohl verstehe man den Nutzen und das Wohlergehen einer Gesellschaft. Rechenmacher meinte, dass diese Prinzipien sehr theoretisch klingen und dem Verstand einleuchten. Wie dies praktisch in der politischen Umsetzung aussehe, erläuterte er in seinem aufschlussreichen Vortrag. Dabei ging er auch auf die Themenbereiche Sozialsysteme und insbesondere das Rentensystem ein. Er bezog dabei die Herausforderungen der aktuellen Wirtschaftskrise, die Globalisierung, die demographische Entwicklung und die notwendige private Vorsorge mit ein. Er nannte Probleme und versuchte Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Angesichts der Brisanz des Themas konnte sich der Referent so manche zynische Bemerkung nicht verkneifen. Rechenmacher meinte, dass unbedingt mehr Solidarität für den künftigen Zustand der Gesellschaft notwendig sei. Das Rentenmodell von Kolping und KAB, wegen seines Aufbaus auch „Cappuccinorente“ genannt, sehe dazu die Stärkung des gesetzlichen Rentensystems vor, eine Sockelrente, eine Arbeitnehmer-Pflichtversicherung sowie eine betriebliche und private Vorsorge. Weil bei diesem Modell, das der Politik bereits vorgeschlagen wurde, die gut Verdienenden zugunsten der Wenigerbezieher Einschnitte hinnehmen müssten, meinte Rechenmacher, dass es kein System gebe, bei dem nur Gewinner raus kämen. Der Referent sprach des Weiteren unbeliebte Themen an, die möglicherweise auf die Gesellschaft zukommen werden. Jedoch glaube er auch, dass es an Positivem wie beispielsweise das Zurückfahren des eigenen Anspruchdenkens, einer „neuen Bescheidenheit“ und einer Rückbesinnung auf christliche Werte in Zukunft nicht fehlen werde und vor allem dürfe. Im Anschluss an den Vortrag stellten die Zuhörer viele Fragen und diskutierten mit Ludwig Rechenmacher.

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